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Liefersberger Hof, Wolfach

Denkmalpflegerische Sanierung, denkmalgerechte Umnutzung

Hardy Happle: Zwölf Jahre ist es nun her, dass mir der Hintere Liefersberger Hof - man muss es so sagen - in den Schoss fiel, ganz unverhofft. Nach 20 Jahren Großstadt hatte sich die Erinnerung an die Kindheit auf dem Land immer häufiger zurückgemeldet, und die familiären Wurzeln zogen mich zurück in den Schwarzwald.

Und dann stand er eines Tages plötzlich da, verwunschen, überwuchert, doch das wettergegerbte Antlitz stolz wie ehedem. Es war eine Entscheidung innerhalb von Minuten: Dieser Ort sollte in meinem Leben eine Rolle spielen. Daß es sogar die Hauptrolle werden würde, wie sehr der Liefersberger Hof mein Leben verändern und bereichern würde, das hätte ich damals noch nicht geglaubt. Heute sage ich: Dieses Haus hat mich gefunden, und ich mich in ihm. Es hat mit mir mehr gemacht als umgekehrt

Meine Erfahrung als Architekt und Denkmalpfleger half ganz sicher, die dringende Sanierung mit Behutsamkeit und Wissbegierde gegenüber der in Jahrhunderten erworbenen Erfahrung der Vorfahren anzugehen. Glücklicherweise finden sich im Schwarzwald noch viele kundige Handwerker, die ihre Traditionen pflegen. Was sich in 400 Jahren bewährt hat, sollte man ernstnehmen. Und ich staune bis heute, wieviele Antworten auf heutige drängende Fragen dieses kluge Bausystem eines Schwarzwaldhofes bereithält. Ressourcenschonende, nachhaltige Holzbauweise, Raumökonomie, energetisch bis ins Kleinste durchdacht… ganz zu schweigen natürlich von der unvergleichlichen Geborgenheit, die diese Stuben ausstrahlen. Und weil dieses Gehäuse so achtsam in die Natur hineinkomponiert wurde, lernte ich aus ihm heraus auch deren Reichtum erst so richtig kennen.

Ja klar, nicht jeder will so wohnen, in einem „Freilichtmuseum“, weit ab vom Schuß. Zehn Kilometer zum nächsten Supermarkt, man muss eben gut planen. Schneller als daran hatte ich mich an die Schrulligkeiten meiner Herberge gewöhnt. Im Gegensatz zum meinen Gästen weiß ich ganz genau, wo ich den Kopf einziehen muss unter den niedrigen Decken, und bin nach Jahren nun auch tief in die Geheimnisse der Befeuerung meines Kachelofens eingeweiht. Und noch immer gibt es Neues zu entdecken. - Konspirativ verschworen mit einem alten Haus…“

Zeitraum: 2007-2008